Das Gänsespiel
Meine Kinderjahre im Internierungslager auf Java
Als Anne-Ruth Wertheim 1934 als Kind einer niederländischen Familie in Jakarta geboren wurde, war Indonesien eine niederländische Kolonie. Der Archipel mit der Hauptinsel Java ist von einer langen, wechselvollen Geschichte geprägt. Es gab große Königreiche und wechselnde Einflüsse aus der buddhistischen, mongolischen, islamischen und hinduistischen Kultur. Im 16. Jahrhundert trafen mit den Portugiesen die ersten Europäer ein, 1799 wurde das Land offiziell zur niederländischen Kolonie erklärt.
Die koloniale Ordnung änderte sich erst, als 1942 die japanischen Truppen einmarschierten. Quasi die gesamte niederländische Bevölkerung wird in Internierungslagern festgesetzt, die Indonesier müssen als Zwangssoldaten Unterstützung leisten.
Auch die Familie Wertheim mitsamt der drei Kinder kommt in Lagerhaft. Anne-Ruth ist zu diesem Zeitpunkt acht Jahre alt. Zusammen mit ihren Geschwistern hält sie den düsteren und entmenschlichenden Lageralltag in kleinen, kaum Handteller großen Zeichnungen fest – der Mutter ist es gelungen, ein wenig Papier und Stifte ins Lager zu schmuggeln. Ein von ihr selbst angefertigtes Spielbrett ist ein zusätzlicher Zeitvertreib: «Das Gänsespiel».
Nach der Kapitulation Japans 1945 reist die Familie Wertheim in die Niederlande aus. Anne-Ruth Wertheim setzt sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrung bis heute mit Vehemenz für den Dialog zwischen den Menschen und gegen Diskriminierung und Rassismus ein. Für diesen Dialog steht auch ihr Buch, das neben der Erzählung und den Kinderzeichnungen historische Dokumente zeigt. Der kindliche Blick zeigt schonungslos direkt den Haftalltag und erinnert gleichzeitig daran, wie wichtig es ist, auch unter widrigen Umständen menschlich zu bleiben – und die Menschen nie in Kategorien einzuteilen.
Die Autorin
Dieses Buch wurde über wemakeit von zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern gefördert. Herzlichen Dank!