Aus Syrien geflüchtet
Seif lebt seit einiger Zeit in einer Asylunterkunft in Deutschland. Er liest viel, unter anderem ein Buch, das ihn inspiriert, seine eigene Geschichte aufzuschreiben. An Inhalten fehlt es nicht: Zunächst waren da seine Kindheit in Duma und Damaskus, die Probleme in der Familie, nachdem sein Vater eine zweite Frau geheiratet hatte, seine Pilgerreise nach Mekka, seine Schulzeit. Nach 2011 wurde das Leben in Syrien erst schwierig und dann gefährlich. Die Familie floh in die Türkei, von dort machten sich zuerst der Bruder und dann auch Seif und seine Mutter auf nach Europa. Seif erinnert sich an die misslungenen Versuche, mit dem Boot nach Griechenland zu gelangen, die verschiedenen Camps, und er erzählt von den Menschen, die ihnen immer wieder ein Stück weiterhelfen. Darauf können sie sich auch nach ihrer Ankunft in Deutschland verlassen, wo die Familie zwar sicher ist, Seifs Mutter aber isoliert lebt und er selbst immer wieder an Hürden hängen bleibt, die sich ihm und seiner Schulbildung in den Weg stellen.
Seifs autobiografischer Bericht ist in einer einfachen, spürbar stark korrigierten Sprache abgefasst. Ein bisschen verschwindet Seif als Person hinter den zurechtgestutzt wirkenden Sätzen. Inhaltlich vermittelt sein Bericht dennoch viel: Seinen komplizierten Weg, aber auch verschiedene Formen von Hilfe und Schikane entlang der Stationen, persönliche Dilemmas. Seif beschreibt genau und erklärt eindrücklich, was der Verlust von Vertrauen und Privatsphäre mit einem macht und wie wichtig zum Beispiel so etwas Einfaches wie ein Zimmerschlüssel für die innere Ruhe sein kann.