Als Oma, Gott und Britney sich im Wohnzimmer trafen
Wie das Pflücken eines bunten Blumenstrausses an einem herrlichen Frühlingstag sind diese 140 Seiten Lesestoff: Die Autorin packt Erinnerungen ihrer Kindheit in Syrien und Episoden ihres späteren Lebens in Wien in kleine Geschichten, begleitet von ihren teils kindlich naiven, staunenden, teils kritisch hinterfragenden, ja philosophischen Gedanken: Da hat es Platz für den Beschrieb des «Herbst»-Putzes – Hervorholen und Reinigen der Teppiche für den Winter – oder das Einstudieren einer Britney-Spears-Performance. Die ganze Familie ist omnipräsent, und insbesondere die Grossmütter und Tanten bieten in unterschiedlichen Kombinationen einen unerschöpflichen Schatz an Interaktionen und filmreifen Szenen, etwa wenn die grandiosen Fahrkünste von Tante Amal im Kreisverkehr beschrieben werden oder die Frauen einen Ausflug ans Meer machen, Panne inbegriffen.
Immer wieder werden Gedanken zum Koran mit Überlegungen zum Christentum verquickt und führen ganz beiläufig zu neuen Sichtweisen über die beiden Religionen.
Die Autorin versteht es, über alltägliches Leben zu staunen und Gedanken zu verknüpfen, und auszuschmücken. Beeindruckend, wie die Autorin sich dieses kindliche Staunen und Hinterfragen bis ins Erwachsenenleben bewahrt hat und es schwungvoll in Worte fasst.