Die Sommergäste. Las visitas del verano
Als sich zu Beginn des Sommers – aus dem Blauen heraus – drei Gänse auf den einsamen Hof verirren, staunt der einzige Bewohner nicht schlecht über den Lärm. Es scheint endgültig vorbei zu sein mit der Ruhe und der Abgeschiedenheit. Aus Sorge, es gäbe fortan keinen ruhigen und friedlichen Morgen mehr, versucht er alles, um die Tiere zu vertreiben. Ohne Erfolg. Die ungebetenen Gäste fühlen sich wohl bei ihm. Also nimmt er die Situation an und macht das Beste daraus. Er tut dies so liebevoll, dass die Sommergäste keinerlei Anstalten machen, sich Anfang Herbst in den Süden zu verabschieden. Der Mann realisiert, dass die Gänse seinen Hof nicht als Zwischenstation, sondern Endstation verstehen. Aber das entspricht nicht dem Lauf der Natur und würde die Gänse gefährden. So beschliesst der Hofbewohner schweren Herzens, den Sommergästen Starthilfe zu leisten. Der Abschied fällt nicht leicht.
Die Handlung braucht nicht viele Worte. Der knappe zweisprachige Text überlässt grossformatigen Bildern das Feld. Wunderschön illustriert in viel Blau kommen so Muster und Material, Landschaft, Wind und Wetter zum Ausdruck. Inspiration dafür holt sich der aus Uruguay stammende Autor und Illustrator Acosta nach eigenen Angaben, indem er einfache Dinge in der Natur ausgiebig betrachtet. Dies schafft enorm viel Platz für Fantasie und die Sommergäste wachsen Erzählenden wie Lesenden schnell ans Herz. Das Dilemma ist fast spürbar, das Geschnatter beinahe hörbar. Ein leises, berührendes Buch über Freundschaft und Abschied.