
Mabelle
Mabelle ist erst kürzlich von der Stadt aufs Land gezogen und fährt gerne mit ihrem Rad durch die Gegend. Am liebsten pflückt sie Wilde Ringelblumen auf einer Wiese, «wo häufig der Wind weht». Eines Tages sind sie verschwunden, und sie macht sich auf die Suche nach ihren Lieblingsblüten, denen sie immer Geheimnisse zuflüstert. Endlich findet sie die leuchtenden goldgelben Ringelblumen, gut versteckt hinter einem Felsen. Dieses Mal pflückt sie keine – obwohl sie mit leerem Fahrradkorb nach Hause zurückkehrt, fühlt sie sich reich beschenkt, da sie weiss, dass ihre geliebten Ringelblumen «im Wind tanzen».
«Mabelle» ist eine poetische und ruhige Geschichte über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur, feinfühlig erzählt anhand einer Pflanze, die für ihre heilenden Kräfte bekannt ist. Mabelles Bemühungen, ihre geliebten Blumen zu finden, werden ähnlich belohnt, wie wir, wenn wir uns die Zeit nehmen, um Acostas Illustrationen genauer zu betrachten. Acosta erschafft mit Buntstift, Neocolor und Gouache Graslandschaften, die sich erstaunlicherweise auf jeder Seite deutlich unterscheiden und Geheimnisse bereithalten. Da ist zum Beispiel ein Töpfervogel, der sein Nest auf einen Ast «töpfert» oder ein Ameisenbär, der unbeirrt auf einem Baumstamm schläft. Die Geschichte, die überall spielen könnte, ist durch die Tiere in Uruguay zu Hause. Vieles wird nur angetönt, ähnlich, wie einzelne Grashalme eine dichte Wiese evozieren und uns einladen, die Geheimnisse, die Mabelle ihren Blumen zuflüstert, zu lüften.