
Patchwork
Wenn sie mit Tüten voller Bier- und Schnapsflaschen für ihre Mutter nach Hause läuft, muss sie sich oft aus Scham vor ihren Freundinnen verstecken: Die neunjährige Protagonistin mit dem Spitznamen Pumpkin ist in Sambia in den 1970er-Jahren unehelich geboren worden. Ihren Vater, einen angesehenen und reichen Geschäftsmann und Politiker, sieht sie nur selten. Um die Fassade einer intakten Familie aufrechtzuerhalten, ist sie gezwungen, ein Netz von Lügen zu knüpfen. Als der Vater eines Tages entdeckt, dass die Mutter alkoholkrank ist, nimmt er Pumpkin zu sich und seiner Familie auf die Farm mit. Doch die Familie hat nichts als Verachtung für Pumpkin übrig und grenzt das Mädchen aus.
Im zweiten Teil des Romans ist Pumpkin eine erwachsene Frau und Mutter. Sie hat Architektur studiert, übt den Beruf jedoch nicht aus. Wir erleben sie als eifersüchtige, kontrollierende Ehefrau, die auf offener Strasse eine junge Frau verprügelt, weil sie im Auto ihres Mannes mitgefahren ist. Wir erleben sie aber auch als Helferin im Wahlkampf ihres Vaters oder wie sie ihre kranke Mutter zu Heilerinnen begleitet.
Vor dem Hintergrund der Unabhängigkeitskriege zwischen Nordrhodesien (Sambia), Südrhodesien (Simbabwe) und Grossbritannien beschreibt die Autorin einfühlsam die Kindheit der Tochter einer «mistress», der Geliebten eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Sie thematisiert die Konflikte und Zerrissenheit des Mädchens, zeigt, wie es die alkoholkranke Mutter betreut und wie sie den abwesenden Vater bewundert. Im zweiten Teil schlägt die sambische Autorin den Bogen zur unsteten und verunsicherten Persönlichkeit der erwachsenen Frau. Der Roman ist vielschichtig und anspruchsvoll. Er stellt die subjektive Gefühlswelt von Pumpkin dar, ihre schwierigen Beziehungen zu Mutter, Vater und Grossmutter und die politischen Geschehnisse der damaligen und der heutigen Zeit.