Der rosa Flamingo steht am See und schläft. Er merkt deshalb nicht, dass der Storch, die Ente, der Reiher, die Gans, der Papagei und der Spatz vorbeikommen und «Hallo!» sagen. Weil er nicht antwortet, wird der schlafende Flamingo in den Augen der Vögel immer bedrohlicher und schliesslich zum Tyrannen. In Panik fliegen alle davon – bis auf den Storch, der sich einen letzten hämischen Kommentar nicht verkneifen kann und vom Flamingomonster verschlungen wird. Schliesslich fliegt eine Meise vorbei. Auch sie sagt: «Hallo!», auch ihr antwortet der Flamingo nicht, weil er ja schläft. Die Meise wünscht eine gute Nacht und fliegt davon.

Die klar und poetisch erzählte Geschichte, begleitet von vielschichtigen Illustrationen, kommt ohne didaktischen Duktus aus. Auf beeindruckend einfache Weise schafft es der Autor und Illustrator Martin Baltscheit, aufzuzeigen, wie ein Gerücht entsteht und welche Folgen üble Nachrede haben kann beziehungsweise wie man sie vermeidet. Unsere Haltung zum (scheinbar oder tatsächlich) unzugänglichen Fremden wird kunstvoll reflektiert. So stellt das Buch grundsätzliche Fragen zu unserem Umgang miteinander. Fragen, die in einer vielfältigen Gesellschaft anstehen und die über das Verhältnis von Mehrheit und Minderheit hinausgehen.