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Kolibri: Detail-Ansicht

Weyhe, Birgit

Rude Girl

avant-Verlag, Berlin, 2022
312 Seiten
CHF 36.50 /EUR 26,00
Graphic Novel
ab 14 Jahren
USA
Rassismus, Widerstand, Identität, Bildung

Wie wird man der Darstellung einer Gruppe gerecht, wenn man dieser selbst nicht angehört? Um diese Frage dreht sich Birgit Weyhes Porträt einer Schwarzen Amerikanerin namens Crystal. Diese fiktive Figur trägt Züge der amerikanischen Germanistin Priscilla Layne, die Birgit Weyhe in Berlin besucht und interviewt. Nachdem Weyhes Werke an einer Tagung in den USA kulturelle Aneignung vorgeworfen wurde, kommen die beiden über, dass Priscilla die Kaptel ihrer Lebengeschichte zur Begutachtung vorgelegt werden. Der kritische Kommentar, der farblich abgegrenzt ist, unterbricht die Erzählung regelmässig, macht die Überlegungen der beiden sichtbar und hinterfragt sie gegebenenfalls.

Obwohl das Leben von Priscilla/Crystal nur bruchstückhaft erzählt werden kann, gelingt es Weyhe, Crystals komplexe Identitätsfindung in der US-amerikanischen Gesellschaft differenziert einzufangen. Als sogenannter Oreo (innen weiss und aussen schwarz) mit anglophilen Eltern aus ehemals britischem Kolonialgebiet (Barbados und Jamaika), wird sie weder als Afroamerikanerin noch als Weisse angesehen. Die Graphic Novel widmet sich der Verschränkung von «class», «race» und «gender» sowie den heterogenen Ausrichtungen der Skinheads, denen Crystal eine Zeit lang angehört. Der beabsichtigte Dialog zwischen Weyhe und Layne überzeugt und die daraus folgende Selbstreflexion der Autorin offenbart, dass man als mittellose weisse Person immer noch privilegiert ist.