
Ahmadjan und der Wiedehopf
Ahmadjan Amini malt tausend Vögel, als die Taliban 2021 Afghanistan wieder übernehmen. Daraufhin entsteht, entlang der alten persischen Parabel «Die Konferenz der Vögel», eine Biografie des Künstlers in Form einer Graphic Novel. Die Autorin Maren Amini ist Ahmadjans Tochter. Sie nähert sich ihrem Vater an, nicht, um ihn zum Helden zu machen, sondern um seine Geschichte zu erzählen – seine Erlebnisse, seine migrantische Erfahrung.
Als Ahmadjans Mutter stirbt, bekommt er Kunstunterricht in einem Internat. Später arbeitet er als Reisebegleiter, Busbemaler und Zeitungsverkäufer und ist nebenher Hippie. Er verlässt Afghanistan, tingelt als Künstler durch Europa – und wird prompt abgeschoben. Bei seinem zweiten Anlauf klappt es, er heiratet in Deutschland, bekommt eine Tochter, schafft den Spagat zwischen Kunst, Einsamkeit und Vaterpflichten aber nicht. Und dann soll er eine Spende nach Afghanistan bringen und den «Löwen von Pandschir», Ahmad Schah Massoud, höchstpersönlich kennenlernen. Die Reise ist beschwerlich und offenbart die Zerrissenheit zwischen den Welten.
Maren Amini zeichnet die Geschichte ihres Vaters, sein Glück, seine Verzweiflung, in kleinen Panelbildchen ohne Rahmen mit Filzstift und in bunten, ganzseitigen Vogelporträts. Nicht selten offenbart Ahmadjans Haarschopf dabei seine Gemütsverfassung. Immer begleitet wird er vom Wiedehopf. Und ebenfalls eingeflochten werden seine eigenen Kunstwerke. Zum Schluss der Geschichte, der Parabel, bleibt von den Zugvögeln der eine angedeutete, der es bis ans Ende des Weges schafft.