Warsame und seine Familie leben als Nomaden in Somalia. Eines Tages muss er anstelle seiner Schwester, die nach der Beschneidung voller Schmerzen das Bett hütet, die Schafe und Ziegen auf die Weide und zur Wasserstelle führen. Warsame weigert sich zuerst, diese für Mädchen bestimmte Arbeit zu übernehmen. Sein Vater erläutert ihm und der ganzen Familie feinfühlig, dass es keine «niedrige» Arbeit gibt und jede Arbeit einen Wert hat. So macht sich Warsame frühmorgens auf den Weg. An der Wasserstelle lernt er Idil kennen – und ist ganz angetan von ihr. Er möchte sie wiedertreffen. Am nächsten Morgen stellt er jedoch fassungslos fest, dass Idils Familie in der Nacht ihre Zelte abgebrochen hat. Ein Leben lang trauert Warsame dieser Begegnung nach.

Der Autor Warsame Ahmed Amalle ist 1992 aus Somalia geflohen und lebt nun in Österreich. Er schafft es, den Wert des traditionellen Lebens auf dem Land zu zeigen, ohne dieses zu idealisieren oder die schwierigen Seiten auszuklammern. Seine Sehnsucht nach etwas anderem, dem Leben in der Stadt, das er mit Bildung und Weltläufigkeit verbindet, verleugnet er nicht. Die Intensität und die Tiefe der einmaligen Begegnung zwischen Idil und Warsame beschreibt der somalische Autor derart gefühlvoll und warm, dass man sich die beiden Jugendlichen bestens vorstellen kann. Dem Autor ist eine Mischung aus autobiografischer Erzählung und Sachbuch gelungen. Lesende erfahren Ausführliches über das Leben in Somalia, die Viehzucht, die kulturellen Werte, Geschlechterrollen und über den Zusammenhalt in der Nomadengesellschaft.