Der Traum von Olympia
Samia Yusuf Omar startet an den Olympischen Spielen 2008 für Somalia. Sie läuft im 200-m-Vorlauf – schlecht ausgerüstet, aber unter dem Jubel der Zuschauer – als Letzte ein. Das Erlebnis weckt in Samia den Traum, an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen zu können. Samia will laufen. Und gewinnen. Das Leben in Mogadischu wird aber zunehmend schwierig: Al-Shabaab-Milizen beherrschen die Stadt und bedrohen die junge Athletin. Schliesslich bricht sie nach Äthiopien auf, um ernsthaft trainieren zu können. Als der Plan nicht aufgeht, reist sie weiter Richtung Italien. Nach einem Höllentrip durch den Sudan und durch Libyen steigt sie in ein Boot, das vor der Küste Maltas in Seenot gerät. Rettung naht, doch Samia schafft es nicht an Bord des Frachtschiffs.
Samias Geschichte unterscheidet sich nicht von den unzähligen Fluchtschicksalen, die im Mittelmeer enden. Aber durch ihr kurzes Auftauchen in der Öffentlichkeit hat ihr Schicksal ein Gesicht erhalten. In seiner Graphic Novel zeichnet Reinhard Kleist eine Hommage an alle, die durch die Wüste und übers Meer fliehen, die dabei betrogen und misshandelt werden und ihr Ziel nie erreichen. Er stellt klar, dass Flüchtlinge nicht aus dem Nichts aufbrechen. Sie lassen ein Leben zurück, haben Familie und Freunde, Fähigkeiten und Träume.
Kleist arbeitet mit gründlicher Recherche und viel Respekt. Samias Weg war teilweise schwierig nachzuvollziehen, und so musste er Facebook-Nachrichten und einzelne Details ergänzen. Dies tut dem starken Porträt über Samia aber keinen Abbruch.